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75 Jahre Nürnberger Prozesse – Interview mit Piotr Majewski

Vor 75 Jahren, am 20. November 1945, begann auf Beschluss der Alliierten der Internationale Militärgerichtshof in Nürnberg. Ziel war es, deutsche Kriegsverbrecher vor Gericht zu stellen. Über die Nürnberger Prozesse spricht Zbigniew Rokita mit Professor Piotr M. Majewski von der Universität Warschau.

 

Zbigniew Rokita: Während der Nürnberger Prozesse wurden erstmalig in der Geschichte die Verlierer eines Krieges vor Gericht gestellt. Gab es nach Ende des Ersten Weltkriegs nicht ähnliche Überlegungen?

Piotr M. Majewski: Die gab es, 1918 erwog man, Kaiser Wilhelm II. und die deutsche Militär- und Zivilverwaltung vor Gericht zu stellen. Letztlich hatte sich die Entente vor allem deshalb nicht dazu entschieden, weil es schwierig gewesen wäre, Berlin die Alleinschuld an dem Krieg anzulasten. Die französische, britische und amerikanische Gesellschaft war allgemein davon überzeugt, die Mittelmächte hätten den Kriegsausbruch zu verantworten, doch die Regierungen waren sich dessen bewusst, dass alles etwas komplizierter war. Deutschland hat nämlich nicht zuerst den Krieg erklärt. Wilhelm hatte abgedankt und setzte sich in die Niederlande ab, ein solcher Gerichtshof kam nie zustande, weshalb der nach dem Zweiten Weltkrieg eingerichtete Internationale Militärgerichtshof in Nürnberg ein Präzedenzfall war. Zum ersten Mal wurden die Besiegten angeklagt.

Warum hatten sich 1945 die Sieger dazu entschieden?

Der Zweite Weltkrieg unterschied sich von allen bisherigen Kriegen, auch vom Ersten – es ging um Weltherrschaft, darum, eine verbrecherische Rassenordnung zu etablieren und ganze Bevölkerungsgruppen auszulöschen. Die Sieger wollten zeigen, dass die Nationalsozialisten nicht im Affekt oder aus Selbstverteidigung mordeten, sondern kaltblütig Verbrechen gegen die Menschlichkeit begingen.

2017 sagten Sie während eines Radiointerviews, die Briten und Franzosen hätten die Idee gehabt, führende Nationalsozialisten auf einer einsamen Insel festzusetzen, der sogenannte Napoleon-Plan. Man könnte es so verstehen, dass die Alliierten auf die erstmalige Durchführung des Kriegsverbrecherprozesses nicht vorbereitet waren.

Auf der Anklagebank: Göring, Heß, von Ribbentrop, Keitel (vorne), Dönitz, Raeder, von Schirach und Sauckel (dahinter). Quelle: Wikipedia

Die Idee, die Nationalsozialisten auf einer Insel festzusetzen, war unrealistisch, denn Hitler war nicht Napoleon. Napoleon hatte einen großen Teil Europas besetzt, aber niemand wollte ihn wegen großer Kriegsverbrechen anklagen. Seine Verbannung war ein Akt des Respekts, den man einem herausragenden Gegner zollt. Dies traf auf das nationalsozialistische Regime nicht zu. Auf diese Art mochte vielleicht Churchill über Erwin Rommel denken, gegen den die britischen Truppen in der Wüste Nordafrikas kämpften, aber mit Sicherheit nicht die sowjetischen Feldmarschälle über die deutschen an der Ostfront. Die Siegermächte waren sich einig, dass das nationalsozialistische Regime nicht nur beispielhaft bestraft, sondern auch ausgelöscht werden müsse. Die Alliierten gingen sogar noch weiter: Sie zerschlugen das deutsche Staatswesen und lösten den preußischen Staat auf. Preußen, vor dem Krieg das größte deutsche Land, gibt es heute nicht mehr.

Eine grundsätzliche Frage: Weswegen wurden die Nationalsozialisten ab dem 20. November 1945 vor dem Internationalen Militärgerichtshof angeklagt? Wegen der Kriegshandlungen oder der Verbrechen an der Zivilbevölkerung, darunter dem Holocaust?

Sie wurden für die Gesamtverbrechen angeklagt, aber das musste erst einmal in Rechtskategorien aufgefasst werden. Die Anklagepunkte lauteten: Verschwörung gegen den Frieden, Vorbereitung eines Angriffskrieges, Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Das Problem war, dass ein Teil der Anklagepunkte, etwa die Verschwörung gegen den Frieden, vorher unbekannt war. Staaten haben immer Krieg geführt und führen ihn auch heute, aber meist gelangen die Verlierer nicht vor ein Kriegsgericht, wobei es auch Ausnahmen gibt, etwa als Serben für den Bürgerkrieg im ehemaligen Jugoslawien vor Gericht gestellt wurden.

Hermann Göring war erstaunt als er erfuhr, dass er sich vor Gericht zu verantworten hätte. Womit haben die Nationalsozialisten gerechnet? Dachten sie, dass es ähnlich wie nach den Kriegen von 1870-1871 oder 1914-1918 mit Reparationen und Gebietsverlusten enden würde?

Die Nazis sollen wohl am meisten gefürchtet haben, dass man sie wie Bestien behandeln und in Glaskäfigen zur Schau stellen würde – quasi als lebendige Warnung. Vor allem aber hofften sie auf den Ausbruch eines dritten Weltkrieges zwischen den Westalliierten und der Sowjetunion und der Einbeziehung des postnationalsozialistischen Deutschlands in das westliche Lager. Sie waren der Meinung, Deutschland würde schon etwas verlieren, aber zumindest einen Großteil der Ostgebiete behalten können.

Auf einer Archivaufnahme aus der Zeit direkt nach Kriegsende ist Göring zu sehen, wie er vergnügt mit einem Hund Gassi geht. Die Nazis haben damals Presseinterviews gegeben, stolzierten in Uniformen herum. Wie wurden die Spitzenleute des Regimes direkt nach dem 8. Mai behandelt?

Sie wurden nicht respektlos behandelt. Man kümmerte sich um sie, es erfolgte keine Rache in Form schlechter Haftbedingungen.

Göring war zudem eine sehr eigentümliche Person. Nach Hitlers Tod hielt er sich für den informellen Anführer des Dritten Reiches. Er war recht arrogant, trat sehr stolz auf. Sein Gesundheitszustand hatte sich im Gefängnis sichtlich verbessert. Davor war er Drogenabhängig, in den letzten Monaten des Dritten Reiches wurde er von Hitlers anderen Paladinen zunehmend ausgegrenzt. In den letzten Kriegstagen wurde er sogar als Verräter angesehen. Nach seiner Verhaftung war er auf Entzug, hat auch abgenommen. Er bekam wieder Kraft und konnte klar denken. Die Amerikaner haben an den Gefangenen Intelligenztest durchgeführt, Göring schnitt sehr gut ab, er war einer der intelligentesten Nazis. Sein Stolz äußerte sich auch in der Entscheidung, sich das Leben zu nehmen. Er zeigte demonstrativ, dass man den Reichsmarschall nicht wie einen gewöhnlichen Verbrecher erhängen könnte. Er zerkaute eine Zyankalikapsel, die er im Mund versteckt hielt. Somit haben die Sieger letztlich weder Hitler noch Himmler, Goebbels oder Göring das Leben nehmen können.

Wir reden nun nur über den Hauptprozess, doch in Nürnberg gab es viele weitere. Wie verhielten sich die Hauptangeklagten vor Gericht?

Keiner von ihnen bekannte sich zu den Anklagepunkten. Die Militärs behaupteten, sie hätten lediglich Befehle befolgt und die Ehre der deutschen Uniform verteidigt. Die Verteidiger führten an, dass Gestapo und SS Verbrechen verübt haben mögen, die Wehrmacht aber auf ritterliche Art den Krieg führte. Man wollte damit den guten Ruf der deutschen Armee retten. Das ist in Nürnberg übrigens größtenteils gelungen, denn die Wehrmacht wurde nicht als verbrecherische Organisation eingestuft, obschon die Staatsanwälte dies anfänglich forderten. Aus diesem Grund baten Alfred Jodl und Wilhelm Keitel nach Urteilsverkündung um eine Änderung der Strafe – statt des demütigenden Stricks wollten sie lieber erschossen werden. Dies wurde jedoch abgelehnt. Es sei bemerkt, dass keiner der Nazis ein eigenes Grab erhielt. Ihre Asche wurde verstreut, die Sieger wollten keine Kultstätten schaffen.

Von den Angeklagten der zweiten Gruppe, den Zivilisten, behaupteten viele, sie hätten keine Ahnung von all den Handlungen des Dritten Reichs gehabt. Ein Teil fühlte sich in keinerlei Hinsicht für irgendetwas verantwortlich. Ein prominentes Beispiel war Julius Streicher, einer der führenden Antisemiten des Dritten Reichs, der Herausgeber des Stürmer. Seine Verteidiger führten an, er habe niemanden umgebracht, niemandem den Krieg erklärt, hatte nicht dem Militär angehört.

Auf der Anklagebank saßen auch Joachim von Ribbentrop, zweifelsfrei mitverantwortlich für den Kriegsbeginn, sowie Franz von Papen, dem man höchstens vorwerfen konnte, dass er Hitler bei der Machtergreifung half, denn später spielte er keine Rolle mehr.

Er war in den Jahren 1939-1945 Botschafter in der Türkei...

Ja, denn Hitler sah in ihm einen Rivalen, den es auszugrenzen galt.

Wurden die Nazis, vom juristischen Standpunkt aus betrachtet, fair angeklagt? Ich frage nicht nach deren tatsächlicher Schuld, nur nach dem legalistischen Aspekt.

Es verlief im Grunde fair, es war weder ein Schauprozess noch war er politisch, Beweise wurden nicht fingiert. Gleichzeitig wurde der Prozess von vielen Beobachtern infrage gestellt, denn es wurden zwei fundamentale Grundsätze des römischen Rechts gebrochen. Der erste betrifft das Rückwirkungsverbot. Der zweite ist mit dem ersten Grundsatz logisch verbunden: Man darf nicht für etwas bestrafen, was im Moment der Handlung rechtlich nicht verboten war. Verbrechen gegen die Menschlichkeit oder Verbrechen gegen den Frieden haben hingegen in keinem Strafgesetzbuch existiert.

Wie ging man damit um?

Man berief sich auf den Briand-Kellogg-Pakt von 1928, der den Angriffskrieg ächtete. Zu den Unterzeichnerstaaten zählte auch Deutschland. Später wurde noch eine zusätzliche Interpretation angeführt, wonach das Rückwirkungsverbot eigentlich dem Schutz des Einzelnen gegenüber einem omnipotenten Staat dienen und nicht die Staatslenker von ihrer Verantwortung bewahren soll.

Kritiker waren zudem der Auffassung, der Prozess stünde auch in Widerspruch zum römischen tu quoque-Argument („auch du“), denn man dürfe nicht jemanden für eine Tat anklagen, die auch der Ankläger begangen hatte. Dies betraf etwa das von den Sowjets verübte Massaker von Katyn oder den Molotow-Ribbentrop-Pakt, aber auch die alliierten Luftangriffe auf deutsche Städte.

Das ist richtig, sowohl Deutsche als auch Sowjets haben Verbrechen gegen die Menschlichkeit verübt. Sah Stalin in den Nürnberger Prozessen eine Gelegenheit, um die ganze Verantwortung für die Kriegsverbrechen auf Hitler zu schieben und die UdSSR von Vorwürfen reinzuwaschen?

Damit hat Stalin mit Sicherheit u.a. gerechnet. Die Alliierten haben sich bereits im August 1945 darauf verständigt, dass sie während des Prozesses nicht gegeneinander agieren werden. Daher waren sowjetische Verbrechen nicht Gegenstand der Gerichtsverhandlungen, darunter auch nicht das Verbrechen von Katyn, obschon ich unentschlossen bin, ob man dies als Verbrechen gegen die Menschlichkeit oder als Kriegsverbrechen einstufen sollte. Wie dem auch sei, die Folgen dieser Entscheidung spüren wir bis heute.

Ein größeres Problem als Katyn war für Stalin die Tatsache, dass die Deutschen für die Verschwörung gegen den Frieden angeklagt wurden, und die Sowjetunion war ja an dieser Verschwörung beteiligt gewesen. Stalin konnte jedoch triumphieren, Moskau wurde für den Molotow-Ribbentrop-Pakt nicht angeklagt. Historiker diskutieren seitdem über diesen Aspekt, aber diese Frage wurde nie mehr im Rahmen des Völkerrechts aufgegriffen. Ähnlich verhielt es sich auch im Falle von Katyn: Später gab es Anhörungen im amerikanischen Kongress, aber diese hatten nicht die gleiche Bedeutung wie die Prozesse von Nürnberg.

Die Stimmung der Nazis änderte sich nach Winston Churchills rede, während der er im März 1946 seine berühmten Worte über den Eisernen Vorhang sprach, der sich von Stettin bis nach Triest über den europäischen Kontinent gesenkt habe. Göring soll damals gesagt haben, dass Hitler solch einen Allianzwechsel vorausgesehen habe, dass Deutschland sich Großbritannien und den USA anschließen würde.

Und in gewissem Sinne fand der damals beginnende „Kalte Krieg“ Einzug in den Gerichtssaal. In einigen Fällen konnten sich die Richter nicht einigen. Es entstand eine Pattsituation, die darin mündete, dass einige Nazis von den Vorwürfen freigesprochen wurden. Die Großmöchte verfolgten eine unterschiedliche Herangehensweise. Der sowjetische Staatsanwalt erhielt Anweisungen aus Moskau, in jedem einzelnen Fall die Todesstrafe zu fordern. Ähnlich gingen die Franzosen vor, obschon aus anderen Gründen. Sie wollten, wie es scheint, sich nicht nur für die Demütigung von 1940 und die spätere Besatzungszeit rächen, sondern auch die unbequeme Tatsache verschleiern, dass sie kollaboriert haben. Die Briten und Amerikaner waren distanzierter, das Strafmaß sollte von Fall zu Fall individuell bestimmt werden. Neben den juristischen Aspekten spielte die Politik eine Rolle. Görings Intuition hätte sich theoretisch bestätigen können, praktisch jedoch nicht. Den Siegern lag viel daran, die Deutschen beispielhaft zu bestrafen.

Ich frage mich, inwieweit den westlichen Gesellschaften das Ausmaß der nationalsozialistischen Verbrechen bekannt war, als die Nürnberger Prozesse abgehalten wurden?

Im Gerichtssaal haben verschiedene Ankläger als Beweismaterial erschütternde Filmdokumentationen ausgestrahlt. Sie zeigten, wie die Lager Majdanek und Auschwitz nach der Befreiung aussahen, auch zeigten sie eine Reportage über das Massaker im tschechischen Dorf Lidice, zu dem sich Deutschland bereits während des Krieges offiziell bekannte. Und natürlich waren die Zeugenaussagen sehr wichtig. Die Alliierten wollten, dass die deutsche Gesellschaft von den Schreckenstaten erfuhr. Nach der Befreiung von Konzentrationslagern wurde die Lokalbevölkerung teils dazu gezwungen, diese Orte aufzusuchen und sich anzuschauen. Später wurden dann Deutsche in Kinos getrieben und dazu gezwungen, sich Filme über die nationalsozialistischen Verbrechen anzugucken.

Manche Deutsche gingen hinein, aber während der Filmausstrahlung schlossen sie die Augen und wollten das verdrängen.

Ja, sie verdrängten das, manchmal auch mit offenen Augen. Die Kenntnis über den Umfang der Verbrechen war für einen Teil der Gesellschaft ein Schock, aber ein Großteil der Deutschen (sowie anderer Völker, die mit Hitler verbündet waren) hat die eigene Schuld verdrängt und glaubte, die Sieger wollten ihnen ihre Propaganda aufzwängen. Die Verantwortung schoben sie einer kleinen Führungsgruppe zu, sie wollten nicht wahrhaben, dass es sich um Verbrechen des deutschen Volkes handelte.

Tony Judt hatte einmal geschrieben, dass die beiden Totalitarismen – der Kommunismus und Nationalsozialismus – im Osten und Westen Europas ganz unterschiedlich erfahren wurden. Der Westen hatte keine direkte Berührung mit dem Kommunismus gehabt, und auch den Nationalsozialismus hatte er anders erfahren. Die deutsche Besatzung Frankreichs oder der Beneluxstaaten war unvergleichbar weniger grausam als im Osten Europas, der auch Schauplatz des Holocaust wurde.

Gewiss war die Kenntnis darüber, was während des Krieges im Osten des Kontinents geschehen war, innerhalb der westlichen Gesellschaften gering und das ist gewissermaßen bis heute so geblieben. Natürlich haben alle vom Holocaust erfahren, zu dessen Symbol Auschwitz wurde – während der Nürnberger Prozesse wurde dem viel Platz eingeräumt –, aber man erfuhr nichts über die Spezifik der Besatzungszeit in Osteuropa. Für die breite Öffentlichkeit des Westens war diese Region eine völlig andere Realität.

Wann hatte Hitler während des Zweiten Weltkriegs den Rubikon überschritten, hinter dem nur noch die Nürnberger Prozesse folgen konnten? Zu welchem Zeitpunkt hätte er sich mit dem abfinden können, was er erobert hatte, oder, als er bereits anfing zu verlieren, sich für die Option von 1918 entscheiden können, als Deutschland nach Besetzung großer Gebiete einem Waffenstillstand und dann später einem Friedensvertrag zustimmte?

Dieser Krieg hatte bereits vom 1. September 1939 an alle Züge eines totalen Krieges: Ich denke dabei an die Bombardierung offener Städte, den Morden an Juden, Kriegsgefangenen oder die Vernichtung der polnischen Elite. Ich meine aber, dass ohne den Angriff auf die Sowjetunion Hitler mit all dem vielleicht davongekommen wäre. Erst nach dem Angriff auf die UdSSR nahmen die deutschen Verbrechen einen Massencharakter an. Dies betraf in erster Linie die Vernichtung der Juden, die zunächst ab Juni 1941 in großem Umfang von den Einsatzgruppen, später dann in den Vernichtungslagern ermordet wurden. An der Ostfront kam es auch zu einer beispiellosen Brutalisierung des Krieges, als die Deutschen ca. drei Millionen sowjetische Kriegsgefangene sowie einige Millionen Zivilisten tötete.

Welcher Zusammenhang besteht zwischen dem Angriff auf die UdSSR und der Entstehung der Vernichtungslager?

Erstens hatten die Deutschen, nachdem sie sowjetische Gebiete eroberten, wesentlich mehr Juden unter ihre Herrschaft gebracht als jemals zuvor. Die Architekten des Holocaust kamen recht schnell zu dem Schluss, dass die die Vernichtung der Juden in Form von Erschießungen zu ineffizient war, was zur Errichtung der Todeslager führte. Zweitens hatte der Krieg mit der UdSSR Hitler und viele Deutsche radikalisiert. Es folgte nicht nur die massenhafte Vernichtung der Juden, sondern auch eine Reihe anderer Verbrechen. Nach dem Sommer 1941 wurde der Gewaltexzess derart ins Rollen gebracht, dass er nicht mehr aufzuhalten war. Am Ende stand nur noch Nürnberg.

 


Piotr M. Majewski ist Professor für neuere Geschichte an der historischen Fakultät der Universität Warschau. In den Jahren 2009-2017 war er Vizedirektor des Museums des Zweiten Weltkrieges in Danzig und für die Dauerausstellung verantwortlich. Sein in Polen erschienenes Buch Wann bricht der Krieg aus? Wurde für den renommierten Nike-Literaturpreis nominiert.

 


Zbigniew RokitaZbigniew Rokita ist Reporter und spezialisiert sich auf Themen rund um Osteuropa.

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