Mit Małgorzata Kopka-Piątek und Iwona Reichardt spach Piotr Leszczyński
Piotr Leszczyński: Ihr habt gemeinsam ein Buch über feministische Außenpolitik geschrieben, was war eure Motivation?
Iwona Reichardt: Die Idee für das Buch Retten Frauen die Welt?[1] ist schon länger in uns gereift, nämlich seitdem wir die polnische öffentliche Debatte und unser Umfeld aus einer Geschlechterperspektive betrachten. Wir haben uns auf zahlreichen Konferenzen, auf denen aus unverständlichen Gründen mehr Frauen im Publikum als unter den Referenten waren, über diese Beobachtungen ausgetauscht und uns gefragt, wie sich das ändern ließe. Wie lässt sich der Frauenanteil ausgleichen und wie lässt sich die Perspektive von Frauen erfolgreich in die Debatte über polnische Außenpolitik einbringen?
Wir haben auch bei Kolleginnen in anderen Ländern Inspiration gesucht. Wir haben verglichen, wie das andere machen und mit welchem Ergebnis. Dabei sind wir auf das Konzept der feministischen Außenpolitik gestoßen, das seit 2014 von Schweden, und dann auch von Kanada, Frankreich, Luxemburg und Mexiko umgesetzt wird. Als sich herausstellte, dass die Heinrich-Böll-Stiftung in Warschau daran interessiert war, ein Buch über dieses Konzept herauszugeben, zögerten wir nicht lange und machten uns an die Arbeit. Interessanterweise haben wir das Buch während des Lockdowns aufgrund der Corona-Pandemie geschrieben. Diese untypischen Umstände ermöglichten es uns, zusätzlich viele Aspekte wahrzunehmen, mit denen sich Frauen noch immer herumschlagen und die ihre Teilnahme an politischen Prozessen ebenfalls beeinflussen.
Was steht hinter dem Begriff „feministische Außenpolitik“?
Małgorzata Kopka-Piątek: Die feministische Außenpolitik ist ein anderes Politikmodell. Ein Modell, dass nicht nur fordert, den Frauenanteil in leitenden und diplomatischen Gremien zu vergrößern, sondern auch die Rolle des sozialen Geschlechts beim Planen, Durchführen und Evaluieren von Aktivitäten auf internationaler Ebene zu berücksichtigen. Das ist eine Stimme, die eine große Personengruppe repräsentiert, für die in der von Männern dominierten Welt oft dort, wo zentrale Entscheidungen getroffen werden, kein Platz am Verhandlungstisch ist.
Eine Außenpolitik, die durch das Prisma des Feminismus gesehen wird, geht von der Subjekthaftigkeit sowohl ihrer Macher und Macherinnen als auch ihrer Zielgruppen aus. Sie setzt voraus, dass bei der Planung, Gestaltung und Durchführung verschiedene Lebenswelten und verschiedene Perspektiven repräsentiert werden. Sie richtet sich nach der Gleichheit vor dem Gesetz, der Gleichheit beim Zugang zu öffentlichen Gütern und bei der Teilnahme an politischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Entscheidungen. Ihr übergeordnetes Ziel ist es, für alle und überall fortbestehenden Frieden zu sichern.
Dies ist nur möglich bei Teilnahme all derjenigen, die von Kriegs- und Konfliktfolgen betroffen sind. In Zeiten der Klimakatastrophe ist es ebenso wichtig, den Wohlstand der Lebenswelt zur berücksichtigen, in der wir leben und für die wir verantwortlich sind. Heute wissen wir, wie negativ sich der Klimawandel auf einzelne Staaten und ihre Einwohner auswirkt. Wir kennen den Begriff des Klimaflüchtlings, wir hören von bewaffneten Kämpfen um fehlenden Zugang zu dem immer weniger werdenden Wasser. Diesen Aspekt darf man heute weder in der Landes- noch in der Außenpolitik ausblenden.
Auch in Polen sollten wir uns diese Ideen genauer ansehen und darüber nachdenken, welche Bedingungen erfüllt sein müssen, damit sie umgesetzt werden können, und auf welchen eigenen Erfahrungen solche Maßnahmen basieren könnten. Diese Publikation soll bei einer breiten Debatte über unvermeidliche Veränderungen helfen, die zu einem besseren und friedlichem Zusammenleben in der engeren und weiteren Nachbarschaft auf dem Planet Erde führen.
Wie sind Frauen heute im polnischen gesellschaftspolitischen Leben vertreten, insbesondere in dem von euch dargestellten Kontext der internationalen Beziehungen? Hier denke ich natürlich an die im Buch erwähnten Medien und Hochschulen, aber auch allgemein an den Arbeitsmarkt.
I.R.: Obwohl bei den Sejm-Wahlen 2019 auf den Listen der Wahlkommissionen fast 42 Prozent Frauen standen, beträgt ihr Anteil in der aktuellen Zusammensetzung im Sejm gerade einmal 28 Prozent der Abgeordneten. Ein Bericht des Beauftragten für Bürgerrechte von 2020 zeigt, dass dies mit der Tendenz, Frauen in Positionen zu bringen, die ihnen kaum eine Chance geben, gewählt zu werden, zu erklären ist. Folglich haben Frauen nur halb soviel Chancen auf ein Abgeordnetenmandat als Männer. Im Senat sitzen derzeit 24 Prozent Senatorinnen, aber Kandidatinnen bei den Wahlen gab es nur um die 16 Prozent. Um auf die Wahlliste zum Senat zu kommen, muss eine Frau wesentlich mehr Unterstützung in der Gesellschaft haben als sie für einen Mann erforderlich sind. Frauen sind auch nur in einem geringen Anteil in den Sejm- und Senatsausschüssen vertreten, die sich mit Außenpolitik befassen.
Im Vergleich zu anderen Ländern ist die Situation in Polen sehr schlecht. Darauf weist eine Publikationsreihe von 2019 hin, die im Auftrag des Büros für Analyse, Dokumentation und Korrespondenz der Senatskanzlei erstellt wurde, und deren Autoren die Rückständigkeit Polens hinsichtlich der angemessenen Repräsentation von Frauen in der Politik untersuchten. Die Leitung des Außenministeriums (Minister und Vizeminister) zeigt ebenfalls ein Defizit an Frauen in wichtigen Entscheidungsorganen. Sie besteht zu hundert Prozent aus Männern, und der Frauenanteil in Leitungspositionen in der Zentrale (Abteilungsleiter) und in den Vertretungen ist nicht höher als 23 Prozent.
Dafür ist der Frauenanteil bei niedrigeren Posten des Außenministeriums und den übrigen Resorts wesentlich höher. Insbesondere die Zahl der Beamtinnen und Diplomatinnen, die sich mit europäischen Themen beschäftigen, ist im Vergleich zu anderen Bereichen der Außenpolitik verhältnismäßig hoch. Frauen überwiegen aber in den Posten, in denen die Intensität der Arbeit am höchsten, ihr realer Einfluss auf Entscheidungen aber sehr unterschiedlich ist.
Und wie sieht es in den Medien aus?
M.K.-P.: Das Ausmaß des Missverhältnisses zwischen dem Anteil der Frauen und Männer in polnischen Radio- und Fernsehsendern wird am deutlichsten, wenn man sich die Liste der geladenen Gäste zu politisch-publizistischen Sendungen ansieht. Allzu oft ist keine einzige Frau ist als Gast und Expertin dabei. Frauen als Medienmacherinnen stellen im Jahr 2020 etwa 23 Prozent aller Autoren und Personen, die Radio- und Fernsehsendungen moderieren, und 16 Prozent bei Nachrichtensendungen im Internet und auf Twitter. Während der Frauen- und Männeranteil unter Nachrichtensprecherinnen und -sprechern im Radio und im Fernsehen fast ausgeglichen ist, dominieren Männer zahlenmäßig als Autoren von Pressematerial (72 Prozent aller Publizisten und Journalisten). Dadurch bliebt ein Großteil der Experten-, Wissenschafts- und Wirtschaftswelt ungehört, und die Zusammensetzung von Diskussionsgruppen driftet immer weiter von zeitgenössischen Realien und europäischen Standards ab, indem sie stereotype Aufteilungen in „männliche“ und „weibliche“ Berufe bekräftigt.
In letzter Zeit haben in der Redaktionspolitik vieler europäischer Sender, Portale und Zeitschriften in diesem Punkt grundlegende Veränderungen stattgefunden, die den Frauenanteil bei der Erstellung und Durchführung von Sendungen vergrößern sollen. In polnischen Medien sind noch immer keine Maßnahmen dieser Art wahrzunehmen. Das ist sehr traurig, schließlich fehlt es in Polen nicht an hervorragend ausgebildeten Spezialistinnen, die wissenschaftliche Studien durchführen, die Berichte und Publikationen verfassen und auf vielen verschiedenen Gebieten der öffentlichen, gesellschaftlichen und wissenschaftlichen Arbeit aktiv sind. Sie haben Erfahrungen in der diplomatischen Arbeit und auf hohen Posten in der staatlichen Verwaltung. Sie sind Akademikerinnen, Analystinnen, Beraterinnen und Verhandlungspartnerinnen für EU-Verträge. Sie nehmen an internationalen Projekten teil und hinsichtlich beruflicher Kompetenzen unterscheiden sie sich nicht von ihren männlichen Kollegen. Nur das Geschlecht unterscheidet sie.
Wie wichtig ist für euch die Parität, über die ihr schreibt?
M.K.-P.: Die höchste Ebene der Macht ist am weitesten entfernt von einer Geschlechterparität. Frauen sind nur in 21 Ländern Staats- oder Regierungschefinnen (10 Staatschefinnen und 13 Frauen an der Regierungsspitze), während 119 Länder niemals eine Frau als Staatsoberhaupt hatten. Beim derzeitigen Tempo wird die Parität in Machtspitzen in den nächsten 130 Jahren nicht erreicht werden. Untersuchungen zeigen, dass Frauen und Männer ähnliche Ausbildungen und politische Erfahrungen haben und in einem ähnlichen Alter sind, wenn sie eine Leitungsfunktion übernehmen.
Hauptsächlich führt die immer noch herrschende Überzeugung, dass Männer für Führungspositionen geeigneter sind, dazu, dass es weiterhin so wenige Frauen in diesen Positionen gibt. Aus diesem Grund sprechen sich Institutionen wie die UNO immer entschiedener für die Einführung von Paritäten aus, die Veränderungen beschleunigen und dabei helfen, diesen Teufelskreis zu durchbrechen.
Um sich davon überzeugen zu können, dass Frauen genauso gut die Aufgaben von Ministern, Vorständen und Staatsoberhäuptern ausführen können, braucht es mehr Frauen in diesen Positionen. Und wie man sieht, können sie ohne Unterstützung nur schwer die gläsernen Decken durchbrechen. Deshalb sind wir für Paritäten, für die systemische Förderung von Veränderungen, die schon viel früher hätten eintreten müssen, und die, wie man sieht, nicht „auf natürliche Weise“ eintreten können.
Das Kapitel, das der polnischen Außenpolitik aus der Perspektive von Frauen gewidmet ist, scheint mir das wichtigste zu sein. Dort schreibt ihr, dass Polen „ein Nachzügler im Prozess der Feminisierung ist“…
I.R.: Der „Nachzügler“ ist ein Begriff aus dem Bereich Gesellschafts- und Wirtschaftswissenschaft, aber er wird auch im Fachdiskurs benutzt. Er bezieht sich auf Staaten, die bei der Einführung neuer Ausrichtungen oder neuer politischer Konzepte in erster Linie Lösungen von außen kopieren, die von sogenannten Pionieren oder Vorreitern initiiert wurden. Wir nehmen diesen Prozess bei der Feminisierung der polnischen Öffentlichkeit wahr. Er besteht unter anderem darin, dass fremdsprachliche Begriffe übersetzt (oft wörtlich) oder Neologismen kreiert werden, ohne sie entsprechend an den polnischen Kontext anzupassen. Auf diese Weise versuchen „Nachzügler“, sich in bereits existierende Trends oder Entwicklungsrichtungen einzuklinken.
Heute stellt sich natürlich die Frage, ob Polen überhaupt ein „Nachzügler“ ist, oder eher eine Bremse in der Entwicklung des feministischen Gedankens und der Gleichstellungspolitik. Das ist natürlich ein Thema für eine gesonderte Diskussion, die über den Rahmen unserer Publikation hinausgeht. Wir stellen aber den polnischen gesellschaftlich-institutionellen Kontext dar, der die These bestätigt, dass in der polnischen Wissenschaft, wo Forscherinnen, die bei der Analyse von verschiedensten politischen Phänomenen die weibliche Perspektive einbeziehen, immer noch in der Minderheit sind, das Konzept der feministischen Außenpolitik noch nicht ausreichend wahrgenommen wird. Es war auch nicht Gegenstand tiefergehender Untersuchungen öffentlicher Denkfabriken oder polnischer Medien.
Es ist dies also ein fast unsichtbares Problem im öffentlichen und fachlichen Diskurs, und das Wissen zu diesem Thema beschränkt sich auf einen sehr engen Kreis an Interessierten. Die im Rahmen der Agenda „Frauen, Frieden und Sicherheit“ durchgeführten Projekte verschiedener Ressorts, unter anderem des Außenministeriums und des Verteidigungsministeriums können als Analyse und gutes Fundament für eine zukünftige feministisch orientierte internationale Politik gesehen werden, selbst wenn die Menge und der Bereich der gesammelten Erfahrungen nicht groß ist.
Aus dem Bericht geht hervor, dass es selbst in Institutionen, die zu Parität verpflichtet sind, schlecht aussieht. Wie ist das in anderen Ländern? Habt ihr positive Beispiele?
I.R.: Nennenswert sind hier Versuche von amerikanischen Aktivistinnen, Publicity für Frauen zu machen, die sich auf politische Ämter oder Posten bewerben. Sie haben Organisationen gegründet, die sich für Frauen einsetzen, die für beide Kongresskammern und für politische Posten im Bund und in den Staaten kandidieren. Die bekanntesten Organisationen dieser Art sind EMILY’s List und WISH List, die beide Seiten der amerikanischen politischen Szene repräsentieren. Sie unterstützen Aktivistinnen finanziell und nutzen ihr Kontaktnetz während des gesamten Kandidatur-Prozesses.
Natürlich resultieren die Erfolge dieser beiden Organisationen (sie sind nicht die einzigen, aber die bekanntesten) direkt aus der Spezifik des amerikanischen politischen Systems und der Finanzierungweise von politischen Kampagnen. Nichtsdestotrotz sind sie ein gelungenes Beispiel für von Frauen organisierte Unterstützung für andere Frauen, die sich um politische Posten bewerben. Vielleicht wäre das eine Regelung, die sich auch in Polen einführen ließe, wo der Frauenanteil in der Politik absolut ungenügend ist.
M.K.-P.: Ein sehr positives Beispiel für die Arbeit einer informellen Gruppe von Frauen, die sich mit Außenpolitik beschäftigen, sind die Botschafterinnen, die derzeit in Warschau auf diplomatischen Posten eingesetzt sind. Aus Gesprächen mit ihnen wissen wir von regelmäßigen Treffen, die sie organisieren, um mit Vertretern der polnischen Regierung über wichtige internationale Fragen zu diskutieren. Eine dieser Diskussionen hat der ehemalige polnische Außenminister Jacek Czaputowicz initiiert. Unserer Meinung nach ist das ein Element der feministischen Außenpolitik, das bereits in der diplomatischen Praxis angewendet wird.
Die Initiatorinnen propagieren die Zusammenarbeit von Frauen in der Diplomatie und schaffen ein Forum, in dem sie traditionelle Überzeugungen über internationale Beziehungen als Interessenspiel einzelner Staaten kritisieren und hinterfragen können. Im Rahmen von Frauengruppen kann auch ein erfolgreiches Mentoring durchgeführt werden, das ein wichtiges Element im Lern- und Emanzipationsprozess bildet. Gängigen Geschäftspraktiken folgend, teilen ältere Frauen ihren Erfahrungsschatz mit jüngeren, und die jüngeren helfen den älteren dabei, von der Entwicklung neuer Technologien nicht abgehängt zu werden. Solche Praktiken werden in Privatfirmen angewendet und sind sehr erfolgreich. Sie werden von feministischen Organisationen und anderen Frauengruppen, die die langfristige Dimension von Formierungsprozessen wahrnehmen, gefördert und verbreitet.
I.R.: Ich möchte noch etwas ergänzen. Aus den bereits erwähnten Gesprächen im Kreise unserer Kolleginnen, die sich mit internationaler Politik in einem sehr weiten Sinne beschäftigen, ist die informelle Gruppe Der Internationale Frauenklub entstanden und daraus der Verein FemGlobal. Frauen in der internationalen Politik, den wir im Februar dieses Jahres offiziell gegründet haben. Beide Initiativen sind Beispiele dafür, wie wichtig die Vernetzung und die gegenseitige Unterstützung auf dem Weg zu einer vollständigen gesellschaftlichen Veränderung sind. Wir glauben, dass in der Gruppe die Kraft liegt, dass berufliche und auch generationsübergreifende Solidarität es uns ermöglichen, erfolgreich auf ein Problem hinzuweisen und dann den Status quo zu ändern.
Eure Publikation endet mit konkreten Forderungen. Darunter befindet sich auch die Aufforderung, die „Geschlechter-Blindheit“ abzulegen. Was genau ist gemeint?
M.K.-P.: Praktisch jedes Mal, wenn wir Veranstaltern von Events oder Radio- und Fernsehsendern auf die Unterzahl von Frauen bei den geladenen Personen hinweisen, bekommen wir zu hören, es ginge nicht um das Geschlecht, sondern um die Kompetenzen. Dabei haben wir in unserem Buch gezeigt und in zahlreichen Berichten wurde vielmals bewiesen, dass polnische Expertinnen Wissen und Erfahrung in ihren Fachgebieten haben. Aber aus irgendeinem Grund sind sie im öffentlichen Raum, ob in den Medien oder in Entscheidungsgremien, nicht sichtbar. Es geht uns darum, auf die Mechanismen hinzuweisen, die dazu führen, dass aus einem Kreis vieler hervorragend ausgebildeter Personen zu bedeutsamen Projekten und für wichtige Positionen öfter Männer eingeladen werden.
I.R.: Aber es geht uns nicht allein um die Präsentation. Die Welt um uns herum ist nach den Bedürfnissen des weißen, heteronormativen Mannes mittleren Alters konstruiert. Wer es noch nicht gelesen hat, dem empfehlen wir das Buch Unsichtbare Frauen: Wie eine von Daten beherrschte Welt die Hälfte der Bevölkerung ignoriert von Caroline Criado Perez. Die Autorin führt unzählige Beispiele aus ganz verschiedenen Bereichen an: vom Städteplanen, über die Medizin und den Arbeitsmarkt, bis hin zu uniformierten Kräften. Sie zeigt damit, welche Folgen es hat, wenn die Bedürfnisse der halben Gesellschaft nicht berücksichtigt werden, dass es unmöglich ist, Frauen an das existierende System „anzukleben“, weil das System nicht ihren Bedürfnissen entspricht, sondern ihnen zuweilen regelrecht schadet.
Wir nennen „Geschlechter-Blindheit“ das Übergehen von uns Frauen, unserer Sensibilität, unserer Erfahrungen und der Werte, die Frauen gesellschaftlich bei der Gestaltung von Wirklichkeit zugeschrieben werden, die schließlich für uns alle da sein soll, aber es nicht ist.
Aus dem Polnischen von Antje Ritter-Miller
Małgorzata Kopka-Piątek, Iwona Reichardt Czy kobiety uratują świat? Feministyczna polityka zagraniczna. [Retten Frauen die Welt? Das Konzept der feministischen Außenpolitik] Mitarbeit: Kinga Anna Gajda, Agata Włodkowska-Bagan, Warszawa 2020. Die elektronische Version kann auf der Website der Heinrich Böll Stiftung Warschau heruntergeladen werden.
Małgorzata Kopka-Piątek, Leiterin des Europäischen Programmes im Institut für Öffentliche Angelegenheiten in Warschau, ausgebildete Germanistin, geborene Breslauerin, Wahl-Warschauerin und aus Überzeugung Europäerin.
Iwona Reichardt, stellvertretende Chefredakteurin von New Eastern Europe und Dozentin an der Jagiellonen-Universität in Krakau. Setzt sich seit Jahren aktiv ein für Frauen, die sich mit internationaler Politik befassen, Mitglied des Vereins Fem Global.
[1] Erschienen auf Polnisch unter dem Titel Czy kobiety uratują świat? | Heinrich Böll Stiftung | Biuro Regionalne Europa Centralna; Polska, Warszawa (boell.org)