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Sprache als Waffe: Gewaltanwendung und Folter für den Gebrauch des Ukrainischen im Krieg.

Maria Grórska spricht mit Taras Kremin, dem ukrainischen Ombudsmann für Sprachfragen

Das Büro des Beauftragten zum Schutz der Staatssprache wurde vor fünf Jahren eingerichtet und arbeitet jetzt schon das dritte Jahr unter Bedingungen des russischen Angriffskriegs. Wie hat sich die Wahrnehmung der ukrainischen Sprache in der Gesellschaft verändert, seit russische Raketen auf ukrainische Städte niedergehen? Wie führen die Russen Krieg gegen die ukrainische Sprache? Dazu ein Exklusivinterview mit dem ukrainischen Ombudsmann für Sprachfragen Taras Kremin.

 

Maria Górska: Wird im russisch-ukrainischen Krieg Sprache als Waffe eingesetzt? Wie wird dabei vorgegangen?

Taras Kremin: Die Russen führen einen sorgfältig geplanten „Linguizid“ gegen die Ukraine und die Ukrainer aus. Abgesehen von der kritischen Infrastruktur sind das vorrangige Angriffsziel des Feindes Kulturobjekte, Bildungseinrichtungen und Sprache. Die Eingangsschilder der vorübergehend besetzten Ortschaften werden sofort gegen russische ausgetauscht und die alten Ortsnamen aus kommunistischer Zeit wieder eingesetzt. Unter der Besatzung werden die ukrainische Sprache und Literatur vernichtet, Bibliotheken gebrandschatzt und ukrainischsprachige Bürger, insbesondere Lehrer und Priester gefoltert. Viele meiner Kollegen, Lehrer, die sich gezwungenermaßen im besetzten Gebiet befanden, sind leider umgekommen. Der Kinderbuchautor Wolodymyr Wakulenko wurde nur deswegen von den Russen getötet, weil er Schriftsteller und ukrainischer Aktivist war. Geistliche der Orthodoxen Kirche der Ukraine und der Ukrainischen Griechisch-Katholischen Kirche werden besonders grausamen Folterungen physischer Art, moralischen Demütigungen und Gewalttaten unterworfen. Aus der Gefangenschaft befreite Geistliche haben das gegenüber der Presse und Menschenrechtsschützern bezeugt.

Bekanntlich muss man, um das vorübergehend besetzte Gebiet zu verlassen, sogenannte Filtrationslager durchlaufen, in denen die Loyalität zur Ukraine anhand äußerer Anzeichen überprüft wird, zum Beispiel anhand davon, welche Tätowierungen jemand hat oder nicht hat. Die Vergangenheit der Menschen wird danach durchforstet, ob sie an der Revolution der Würde [von 2013/14], an Kampfhandlungen oder am Untergrund teilgenommen haben, ob sie sich freiwillig gemeldet, sich an der Hilfsaktion für die Streitkräfte der Ukraine beteiligt, an Versammlungen teilgenommen oder ob sie in der Familie Veteranen haben. Wenn die Okkupanten herausfinden, dass nichtmals die Person selbst, sondern nur ein Verwandter Lehrer ist, werden diese Leute sofort ins Visier genommen, wird der Mensch womöglich gefoltert oder sogar erschossen. Es gibt bekannte Beispiele nicht nur dafür, wie die Menschen geschlagen, sondern erschossen wurden, aus dem Transport geworfen wurden, um sie als lebende Zielscheiben zu verwenden. Es gab viele solcher Vorkommnisse, um allein Butscha, Hostomel und Irpin zu erwähnen.

Die Ermordung der Linguistin Iryna Farion in Lemberg in diesem Jahr ist ein erschreckendes Beispiel eines Angriffes auf die Sprache im Hinterland der Front. Was denken Sie darüber?

Der Mord an Iryna Farion ist einer der rätselhaftesten in den Jahren des uneingeschränkten Kriegs. Aber er macht deutlich, dass sogar in Lemberg Menschen dafür getötet werden können, dass sie ukrainische nationale Werte pflegen. In den besetzten Gebieten und an der Front werden jeden Tag Menschen nur deshalb ermordet, weil sie ukrainisch sprechen.

Wie geht Ihr Büro mit diesen Informationen um?

Wir wenden uns an die Strafverfolgungsorgane und Menschenrechtsorganisationen; wir haben ihnen bereits Informationen zu hunderten solcher Verbrechen übergeben. Die Staatspolizei, die Generalstaatsanwaltschaft und der Sicherheitsdienst der Ukraine machen diese Fakten der Öffentlichkeit bekannt und oder leiten eine Untersuchung ein, hauptsächlich aufgrund von Artikel 161 des Strafgesetzbuchs: „Diskriminierung aufgrund der Sprache“. Leider sieht unsere Gesetzgebung keine Strafen für „Linguizid“ vor. Ich hoffe jedoch, dass diese Frage zum Gegenstand von Gesetzesinitiativen ukrainischer Parlamentarier wird. Denn wir müssen damit anfangen, Verbrecher für den Linguizid in der Ukraine zu bestrafen und danach streben, ebensolche Strafen in internationalen Gerichtshöfen zu verhängen. Ich bin in ständigem Kontakt mit unserem Repräsentanten beim Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte. Dieses Gericht hat unzweideutig die Vernichtung der nationalen Identität der Ukrainer angeprangert, darunter der ukrainischen Sprache in den besetzten Gebieten.

Es liegen entsprechende Resolutionen der Parlamentarischen Versammlung des Europarats vor.

Auf Initiative des Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag wurde eine Arbeitsgruppe zur Untersuchung des Völkermords in der Ukraine eingerichtet. Ich spreche mit den Richtern und dem Staatsanwalt Karim Khan, die Linguizid als Verbrechen einstufen, als einen weiteren Bestandteil des Völkermords an der ukrainischen Nation. Es ist sehr wichtig, entsprechende Schritte an den internationalen Gerichtsinstanzen zu unternehmen, um die Initiatoren, Organisatoren und Täter ausfindig zu machen und sie strafrechtlich zur Verantwortung zu ziehen.

Das Büro des Bevollmächtigten für den Schutz der Staatssprache besteht seit fünf Jahren. Die Umsetzung der staatlichen Sprachpolitik stützt sich auf das Gesetz „Zur Sicherung des Gebrauchs der ukrainischen Sprache als Staatssprache.“ Was war für Sie die schwierigste Aufgabe in diesem Bereich?

Seit dem Inkrafttreten des Sprachgesetzes wird dieses als ein besonders wichtiges Mittel im Kampf um die ukrainische Identität gesehen. Zu Anfang wurde unserer Einrichtung vorgeworfen, sie erfülle Polizeifunktionen. Man nannte uns ein Kontrollorgan, das Werkzeuge schaffe, um die Gesellschaft nach sprachlichen Kriterien zu spalten. Doch das trifft absolut nicht zu, weil das Sprachgesetz mit Artikel 10 der Verfassung übereinstimmt, der die ukrainische Sprache als Staatssprache definiert und zusätzliche Mittel schafft, um die Sprachrechte der ukrainischen Bürger in allen Sphären des öffentlichen Lebens zu schützen. Auch die Einrichtung, an der ich arbeite, wurde geschaffen, um die Sprache und die Sprachrechte der Bürger zu schützen. Wir begannen unsere Arbeit in einem zweisprachigen Land, in dem es keine sprachliche Infrastruktur gab und bei der Lokalverwaltung kein Verständnis dafür herrschte, eine solche zu schaffen. Wir mussten das alles von Null an aufbauen. So wurden Sprachkurse und lokale Sprachprogramme ins Leben gerufen, ukrainische Buchhandlungen eröffnet, Filme auf Ukrainisch gedreht und Stücke auf Ukrainisch aufgeführt. Wer besonders krass gegen die Vorschriften verstieß – am häufigsten stellvertretende Bürgermeister im Osten und Süden wie auch Werbeagenturen und Internetfirmen – füllte mit seinen Strafgebühren regelmäßig die Lokalbudgets auf. Jedes halbe Jahr wurden weitere Vorschriften des Sprachgesetzes umgesetzt.

Die einzelnen Artikel schreiben vor, das Ukrainische in den Bereichen Bildung, Dienstleistungen, Verbraucher-Interfaces, in sozialen Netzwerken, Onlinegeschäften, offiziellen Niederlassungen von Regierungsdienststellen und kommunalen Organisationen zu gebrauchen. Eine der größten Herausforderungen war die Ukrainisierung des Dienstleistungssektors, der einer der wichtigsten Sektoren in der Ukraine ist und daher für uns besonders zentral war. Wir mussten zig Millionen Menschen, die in Trainingsstudios arbeiten, in Supermärkten, Autos betanken, Kaffee brühen, Blumen verkaufen usw., davon überzeugen, mit Ukrainern in der Staatssprache zu kommunizieren.

Mit Stand vom 16. Januar 2021 war die Frage nach Artikel 30 des Sprachgesetzes die meistgesuchte im ukrainischen Internet – und die drittpopulärste nach den Präsidentschaftswahlen in den USA und der Covid-Pandemie. Diese fünf Jahre waren unglaublich schwierig. Aber mit Beginn der Invasion wurde plötzlich klar, dass die Bürger der Ukraine nicht mehr überzeugt werden mussten, welche große Bedeutung die ukrainische Sprache besitzt, weil sie zum Kennzeichen der Identität, der Unterscheidung zwischen „unser“ und „fremd“ und zu einem Raum der Freiheit wurde.

Wie hat sich die Einstellung der Ukrainer selbst zu ihrer Sprache während des Kriegs verändert?

Die aufgezwungene Zweisprachigkeit ist ein Überbleibsel aus sowjetischen Zeiten. Leider war das Ukrainische lange Zeit nicht die Erstsprache in der Ukraine. Im kollektiven Bewusstsein war es die Sprache des flachen Landes, eine unpopuläre Sprache. Die Prestigesprache, die professionelle Sprache, die der Regierung und des Erfolgs war das Russische. In der Zeit der Unabhängigkeit änderte sich das allmählich, aber der Ausbruch des uneingeschränkten Kriegs wurde zum Wendepunkt. Der Glaube an die Streitkräfte der Ukraine und die ukrainische Gesellschaft, zusammen mit der inneren Überzeugung, die sich auf unsere Geschichte, Sprache und Kultur stützt, wurden zu den Säulen der Unbeugsamkeit, an denen sich unsere Willenskraft und unser Glaube an den Sieg aufrichten.

Gibt es konkrete Statistiken dazu, wie viele Menschen im Laufe der letzten drei Jahre zum Ukrainischen übergegangen sind?

Die Befragungen verschiedener Dienste und Agenturen zeigen, dass mit Stand von 2024 bis zu achtzig Prozent der Ukrainer in offiziellen Bereichen ukrainisch sprechen, diese Sprache als einzige Staatssprache anerkennen und ihr den Vorrang geben.

Und wie verhielt es sich damit vor dem Krieg?

Der Prozentsatz lag bei etwas über fünfzig.

Also ist die Anzahl der ukrainisch sprechenden Ukrainer während des Kriegs um 30 Prozent gestiegen! Das ist großartig. Und welche Sprache sprechen sie im privaten Gebrauch?

Das Gesetz findet keine Anwendung auf den privaten Sprachgebrauch. Aber aus Umfragen können wir ersehen, dass mindestens sechzig Prozent der Menschen zuhause ukrainisch sprechen. Es ist zu berücksichtigen, dass einige Bürger, die in der Öffentlichkeit ukrainisch sprechen, zuhause sich aber in einer anderen Sprache verständigen, nationalen Minderheiten angehören. Aber achtzig Prozent Gebrauch des Ukrainischen im öffentlichen Bereich – das ist ein Rekord. Die Frage lautet: Wie ist diese Dynamik aufrechtzuerhalten, wie sind zusätzliche Möglichkeiten zu finden?

Es ist unsere Aufgabe, den Ukrainern bei der Beherrschung des Ukrainischen im häuslichen Gebrauch, in den sozialen Medien, bei der Informationssuche im Internet und bei der Schaffung zusätzlicher Gelegenheiten zu helfen, damit es sehr viel mehr Mittel und Möglichkeiten zur Beherrschung des Ukrainischen in der direkten Umgebung, in den Gemeinden und in den Städten gibt, um das Ukrainische zu lernen.

Sind Ihnen besonders eindrucksvolle Beispiele für Ukrainer bekannt, die zum Ukrainischen übergegangen sind?

2022 erhielt Oleksandra Matwijtschuk den Friedensnobelpreis. Bei der Preisübergabe wurde zum ersten Mal in der Geschichte die Ansprache auf Ukrainisch gehalten. Matwijtschuk sprach über die Bedeutung von Sprache, Kultur und Identität – insbesondere seit Beginn der Invasion.

Ich arbeite jetzt an einem Buch, in dem ich die Geschichten von führenden ukrainischen Persönlichkeiten zusammentrage, die von der Bedeutung der Sprache in ihrem Leben sprechen. Oleksandra sagte mir, sie sei als Schülerin am Lyzeum zum Ukrainischen übergegangen, unter dem Einfluss eines Gedichts von Oksana Pachljowska:

Страшний мисливець вийде знов на лови. Der schreckliche Jäger wird wieder auf Jagd gehen.
В єдину сітку всіх рабів згребе, Wird alle Sklaven in einem Netz fangen,
Раби — це нація, котра не має мови. Sklaven – das ist eine Nation ohne Sprache.
Тому й не може захистить себе. Die sich deshalb nicht wehren kann.

Viele Essays in diesem Buch erzählen Geschichten vom Übergang ihrer Helden zum Ukrainischen während der zehn Jahre des Kriegs oder während der vollen Invasion. Darunter ist der Olympiasieger Wadym Hutzajt, 2020 bis 2023 Minister für Jugend und Sport, Präsident des Nationalen Olympischen Komitees der Ukraine. Obwohl Hutzajt in einem russifizierten Sportmilieu aktiv war, schaffte er es, seine Sportkameraden davon zu überzeugen, wie wichtig das Ukrainische als Staatssprache sei. Er ging gemeinsam mit seiner Frau zum Ukrainischen über, der bekannten Journalistin und Meisterin in der Sportgymnastik Oksana Hutzajt. Ebenso gelang es ihm, unsere Olympiasiegerin und Weltrekordlerin im Hochsprung Jaroslawa Mahutschich und die zweifache Olympiasiegerin im Fechten Olha Charlan davon zu überzeugen. Beide begeistern heute die ganze Welt mit ihrer Unbeugsamkeit und ihrer machtvollen Position.

Ich möchte auch das Beispiel von Kyrylo Kaschlikow anführen, des Generaldirektors und künstlerischen Leiters des Nationalen Akademischen Dramatischen Theaters Lesia Ukrajinka, der gemeinsam mit seinem Ensemble nach Kriegsausbruch zum Ukrainischen überging. Kyrylo erzählte mir, wie das vor sich ging: Am 24. Februar 2022, als russische Raketen auf Kyjiw niedergingen, sah er seinen kleinen Sohn weinen. In diesem Augenblick traf er die feste Entscheidung, fortan nicht mehr russisch zu sprechen. Und bereits in der ersten Kriegswoche übersetzte das Theater sein gesamtes Repertoire ins Ukrainische und begann mit Sprachkursen für die Künstler, um seine Einigkeit, Kultur und seinen Respekt für die nationalen Werte zu demonstrieren. Und ich sage Ihnen, solche Beispiele gibt es zu Tausenden!

Welche Sprache wird heute an der ukrainischen Front gesprochen?

Die Ukrainer sprechen ukrainisch. Aber wir richten noch zusätzliche Möglichkeiten für diejenigen Soldaten und Sportler oder Mitarbeiter im Dienstleistungssektor ein, die unsere Sprache nicht gut sprechen. Ich persönlich habe Sprachkurse für Soldaten organisiert und hoffe, dass das Verteidigungsministerium und die entsprechenden Bildungseinrichtungen meine Initiative aufgreifen werden. Natürlich bleibt das Problem der Zweisprachigkeit bestehen – das ist eine offenkundige Tatsache. Aber wir müssen uns damit auseinandersetzen, wir müssen neue Instrumente schaffen und jeden Soldaten unterstützen, der mit seinem Vorgesetzten auf Ukrainisch kommunizieren und den Angriffsbefehl auf Ukrainisch hören will, und im Gespräch mit seinen Kindern, die, sagen wir, in Saporischschja oder in Odesa zur Schule gehen, ukrainisch hören will, nicht russisch, das leider immer noch im Unterricht von manchen Lehren mit Blick auf die Zweisprachigkeit beibehalten wird.

Das Ministerium für Bildung und Wissenschaft unterstützte einen Gesetzentwurf, der den Gebrauch des Russischen an den Schulen während der Pausen untersagen will. Was halten Sie von dieser Initiative?

Das unterstütze ich unbedingt. Aber dabei müssen wir eines verstehen: nicht nur die ukrainischen Schulen, sondern der gesamte ukrainische Staat ist Gebiet der ukrainischen Sprache. Hier darf es keinerlei Unklarheiten geben. Das gilt auch auf unsere geschlossen hinter der Demarkationslinie lebenden Bürger.

In unserer Publikation schrieben wir von Fällen, in denen Kindern an Schulen in Polen verboten wurde, in den Pausen ukrainisch zu sprechen. Der Koautor des Sprachgesetzes Mykola Knjaschyzkyj betont, der Ukraine fehle eine Strategie für ukrainische Bildung im Ausland und die Regierung unternehme keine entsprechenden Schritte. Wie können wir eine Strategie zur Förderung der ukrainischen Sprache für Auslandsukrainer entwickeln, besonders in Ländern, in die die meisten Ukrainer ausgereist sind – in Polen, Deutschland und Tschechien?

Es gibt reichlich Beispiele dafür, wie ukrainische Staatsangehörige im Ausland unterstützt werden. Aber an eine Strategie ist in jedem Land anders heranzugehen. Ich habe zum Beispiel unlängst Budapest besucht, wo ich mich mit unserer ukrainischen Diaspora traf. Es gibt dort einen sehr großen Bedarf an ukrainischer Bildung. Doch wird eine Unterstützung durch die ungarische Regierung nur dann möglich sein, wenn wir dort einen Botschafter haben. Daher hängt die Frage, wie erfolgreich unsere diplomatischen Missionen sind, mit der Strategie zusammen, wie im Ausland Kulturdiplomatie und Sprachpolitik auf den Weg zu bringen sind, an der wir teilzunehmen bereit sind.

Und wie verhält es sich mit Polen?

In Polen weiß ich von zahlreichen Bildungseinrichtungen und Wochenendschulen. Aber was die traditionelle polnische Schule angeht, ist verständlich, dass sie ihre eigenen Interessen schützt. Wir können keine ukrainische Gemeinschaft in einem anderen Land aufbauen, und die besten Bedingungen für die Entwicklung der ukrainischen Sprache sind selbstverständlich in der Ukraine selbst garantiert. Daher müssen wir weiterhin Kindern die Möglichkeit verschaffen, im Ausland zu lernen und ihnen beim ukrainischen Sprachunterricht helfen, aktiv Ukrainestudien propagieren, den Zugang zum Ukrainischen in Museen, an Universitäten und in den Medien erleichtern und auch für unsere Schüler im Ausland ukrainische Literatur und Schulbücher bereitstellen. Andererseits schicken die Auslandsukrainer ihre Kinder zur Schule, unterstützen die Ukraine, sammeln Gelder zur Unterstützung unserer Streitkräfte und drücken ihre Solidarität mit unserer Nation aus, indem sie ukrainisch sprechen. Daran sollte ein jeder denken.

Welchen Einfluss hat die in diesem Jahr erfolgte Eröffnung von Verhandlungen zum EU-Beitritt der Ukraine auf die staatliche Sprachpolitik?

Wenn die Ukraine EU-Mitgliedsland wird, wird das Ukrainische zu einer der Sprachen der EU. Es ist unsere Aufgabe sicherzustellen, dass das Ukrainische den Status einer Sprache der Europäischen Union erhält. Das Interesse an der Ukraine, geweckt durch den Heldenmut unserer Armee, muss aufrechterhalten werden, und der Zugang zum Ukrainischunterricht für Angehörige anderer EU-Länder muss garantiert sein. Für die freie Welt ist das Ukrainische zu einer Quelle des Wissens über unsere Unbeugsamkeit und unseren Geist geworden.

Um das Ukrainische für Europäer verständlich zu machen, haben wir das Programm „Das Ukrainische als Sprache der EU“ eingeführt. Das Programm beruht darauf, EU-Bürgern, die beim Wiederaufbau unserer kritischen Infrastruktur helfen wollen, die Gelegenheit zu verschaffen, ukrainisch zu lernen, die Eröffnung ukrainischer Schulen im Ausland zu erleichtern, Kultur‑ und Geschäftsprojekte umzusetzen, Bürgern, welche die Ukraine kennenlernen wollen und in Zukunft vielleicht sogar die Übersiedlung in unser Land und den Wechsel der Staatsangehörigkeit planen.

Das Programm „Das Ukrainische als Sprache der EU“ sichert Sprachausbildung, Übersetzungen von hoher Qualität, juristische Unterstützung und, allgemein gesagt, die Annäherung der Sprachpolitik in der Ukraine an diejenige der europäischen Länder.

Wo sind jetzt Informationen dazu zu finden?

Auf der Internetseite des Büros des Beauftragten für den Schutz der Staatssprache. Wir haben eine Liste solcher Kurse auf unserem Portal, und diese sind öffentlich und stehen kostenfrei zur Verfügung auf öffentlichen Plattformen, bei öffentlichen Organisationen, Fernsehsendern, Ausbildungsplattformen und an internationalen Ausbildungszentren, an denen bereits in starkem Maße ukrainisch gesprochen wird.

Aus dem Ukrainischen von Andreas R. Hofmann

 

Maria Górska, Chefredakteurin von Sestry, und Taras Kremen, Ombudsmann für Sprachfragen. Foto: Privatarchiv

Der Text wurde ursprünglich veröffentlicht bei „sestry. šljach dodomy“ (Schwestern. Der Weg nach Hause), 18.10.2024, URL: https://www.sestry.eu/statti/mova-yak-zbroya-g-valtuvannya-i-katuvannya-za-ukrayinsku-pid-chas-viyni.

 

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