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„Das Archiv der Zentralen Stelle Ludwigsburg“

„Das Archiv der Zentralen Stelle Ludwigsburg“

Vortrag: „Das Archiv der Zentralen Stelle Ludwigsburg“  

  • 14.03, 10.00 | Pariser Platz 4A, 10117 Berlin
  • Vortrag von Peter Gohle
  • Kommentar von Andrej Angrick

Die Zentrale Stelle der Landesjustizverwaltungen zur Aufklärung nationalsozialistischer Verbrechen wurde im November 1958 durch eine Verwaltungsvereinbarung der Länder als zentrale Vorermittlungsbehörde in NSG-Sachen gegründet. Dies folgte der allgemeinen Einsicht, dass zur Verfolgung von NS-Verbrechen ein zentrales juristisches Kompetenzzentrum geschaffen werden musste, da es einerseits Zuständigkeitsprobleme gab und andererseits die Vorgeschichte des sogenannten Ulmer Einsatzgruppen-Prozesses gezeigt hatte, dass regionale Staatsanwaltschaften in NS-Ermittlungssachen oft sachlich überfordert waren.

Adalbert Rückerl, langjähriger Leiter der Zentralen Stelle, beschreibt die Aufgabenstellung der neu gegründeten Behörde und deren Grenzen wie folgt: „Der in der Verwaltungsvereinbarung enthaltene Auftrag an die Zentrale Stelle lautet, alle erreichbaren einschlägigen Unterlagen über die von ihr aufzuklärenden Straftaten zu sammeln, zu sichten, voneinander abgrenzbare Tatkomplexe herauszuarbeiten und den Verbleib der Täter festzustellen. Die im Zuge dieser Vorermittlungen entstandenen Vorgänge sind sodann an die für den Wohnort bzw. Aufenthaltsort des (Haupt-)Täters örtlich zuständige Staatsanwaltschaft zur Einleitung eines förmlichen Ermittlungsverfahrens abzugeben.“

Im Laufe der Jahre blieb die Zentralle Stelle im intensiven Kontakt u.a. mit der Hauptkommission für die Untersuchung von NS-Verbrechen in Polen (heute IPN). Die Akten der Ermittlungen, die im Laufe der Jahren durchgeführt wurden, wurden an Bundesarchiv übertragen und bilden heute den Bestand B 162. Wie ist der Bestand B 162 aufgebaut und was sagt es über die Entwicklung, die Aktivitäten und die Rolle, die Zentrale Stelle für Nachkriegsjustiz gespielt hat?


Präsentation: Dr. Peter Gohle studierte Geschichte und Soziologie an der LMU München sowie Archiv- und Informationswissenschaften an der FH Potsdam und promovierte 2014 an der Universität Kassel mit einer Dissertation über die Wiedergründung der Sozialdemokratie in der DDR 1989/90. Wichtige Stationen seiner archivischen Laufbahn waren das Institut für Zeitgeschichte in München, die Historische Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften und das Archiv der sozialen Demokratie der Friedrich-Ebert-Stiftung. Seit 2014 leitet er die Außenstelle Ludwigsburg des Bundesarchivs. Vor bzw. neben seiner archivarischen Tätigkeit lagen bzw. liegen seine Forschungsinteressen vornehmlich auf den Gebieten der Geschichte der Arbeiterbewegung und ihrer Parteien bzw. Organisationen, der Geschichte des Nationalsozialismus, insbesondere Verfolgung und Widerstand sowie Shoah und Vernichtungskrieg, der transatlantischen Geschichte des 17. und 18. Jahrhunderts und der Geschichte des Jazz und der Populärkultur in Deutschland insbesondere in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.


Kommentar: Dr. Andrej Angrick studierte Geschichte, Deutsch, Erziehungswissenschaften und Philosophie, promovierte 2000 an der TU Berlin mit einer Dissertation über die Einsatzgruppe D. Er war Mitarbeiter im Team der Ausstellung »Verbrechen der Wehrmacht. Dimensionen des Vernichtungskrieges 1941-1944« und langjähriger Gutachter für die bundesdeutsche Sozialgerichtsbarkeit – »Ghettorentenverfahren«. Er ist Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat von YAHAD in Unum, von »Protecting Memory« und (temporär) im Beirat zur Wanderausstellung »Massenerschießungen. Der Holocaust zwischen Ostsee und Schwarzem Meer 1941-1944«. Er forscht vorwiegend zur Geschichte des Nationalsozialismus, zur Holocaust- und Gewaltforschung und zur Nachkriegsgeschichte Berlins.

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