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Der Weisse Gesang – Die mutigen Frauen der belarussischen Revolution

Der Weisse Gesang - Die mutigen Frauen der belarussischen Revolution

Dorota Danielewicz, Autorin, im Gespräch mit Wolha Kawalkowa, belarussischen Politikerin im Exil

Wie kam es zu den Massenprotesten in Belarus im Sommer 2020? Welche Rolle haben dabei die Frauen gespielt? Welchen Preis haben sie für ihr Engagement zahlen müssen? Was passiert aktuell in der belarussischen Diaspora? Und letztendlich – wie hat sich die Wahrnehmung von Belarus nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine verändert?

Im August 2020 hat überraschender Weise eine junge Kandidatin, Svetlana Tichanowskaja Lukaschenka, in der Präsidentschaftswahl gesiegt. Die Ergebnisse der Wahlen wurden seitens des Regimes verheimlicht. Der offizielle Sieg des alten Präsidenten wurde verkündet und das aufgebrachte belarussische Volk ging auf die Straße, um dem Unmut, gar Verzweiflung Ausdruck zu geben. Wir kenne alle die Bilder von dem Straßenprotesten, die nach den letzten Wahlen 2020 in Belarus stattgefunden haben.

In den ersten Reihen der friedlichen Proteste haben wir junge Frauen gesehen. Sie schritten mutig voran, in der Solidarität mit der von ihnen gewählten neuen Landeschefin, schauten den sie umzingelten Polizisten mutig in die Gesichter, ließen sich nicht einschüchtern. Viele von ihnen wurden inzwischen verhaftet, des Landes verwiesen, verhört und misshandelt. Ihr Sanftmut wurde von den Mitarbeitern der Nomenklatura mit den Füßen getreten, ihr Engagement niedergedrückt.

Doch sie wollen jetzt sprechen, ihre Geschichten der Welt mitteilen. Durch das Buch „Der weisse Gesang – Wir Frauen aus Belarus“ von Dorota Danielewicz können die Geschichten der mutigen Belarussinnen, die sich für Demokratie und Recht in ihrem Land einsetzen breiterem Publikum nahegebracht werden. Die anonymen Gesichter aus der Masse der Protestierenden bekommen konkrete Namen, sie erzählen von den Ereignissen der letzten Monate, von ihrem Aufbegehren, ihren Zielen, ihrer Gegenwart im Exil. Journalistinnen, Studentinnen, Juristinnen, Sozialarbeiterinnen, Lehrerinnen, gar Sonderpädagoginnen sind unter den Verfolgten. Aktuell sind in Belarus 1.500 politische Gefangene in Haft.

Der sog. weisse Gesang ist eine archaische, volkstümliche Gesangstechnik der osteuropäischen Frauen, welche es auf eine besondere Art ermöglicht, den Gefühlen freien Lauf zu geben. In den Volksliedern werden dramatische Ereignisse des Lebens der Frauen wieder gespiegelt. Der Gesang ist rein und wild.

So sind auch die Geschichten der belarussischen Frauen, die im vorliegenden Buch zum Ausdruck kommen. Jede von ihnen hat eine besondere Erfahrung im Kampf um Gerechtigkeit gegen das Regime. Sie übernehmen Verantwortung für gesellschaftliche Prozesse und zeigen in ihrem Denken und Handeln Mut und Stärke. Es ist ungewiss, ob ihr tun einen tatsächlichen Wandel bewirken kann. Indem wir jedoch einfach ihren Geschichten zuhören und sie weiter in die Welt tragen, helfen wir mit, der Propaganda von Lukaschenka Paroli zu bieten und stärken die Stimmen der Heldinnen des Aufstands. Denn der Kampf für Gerechtigkeit und Transparenz in Belarus ist mehr als „nur“ ein politischer Kampf: Es ist zugleich eine Geschichte des Versuchs der Befreiung aus einem zutiefst patriarchalischen Machtsystem eines Autokraten und seiner Unterstützer.

Im Rahmen des Autorenabends spricht Dorota Danielewicz mit Wolha Kawalkowa, einer Heldin ihres Buches „Der weisse Gesang“. Die Juristin ist während der Wahl im Stab von Swetlana Tichanowskaja gewesen, sie gehörte dem Koordinierungsrat an. Zusammen mit Tichanowskaja bekam sie 2021 den Jan-Nowak-Jeziorański-Preis der Stadt Breslau. Ebenfalls wurde sie als Mitglied des Koordinierungsrates 2020 mit dem Sacharow-Preis für geistige Freiheit ausgezeichnet. Wolha Kawalkowa gehört zu den Gründerinnen der Christdemokratie in Belarus. Sie lebt im Exil in Warschau. Dort ist sie weiterhin politisch aktiv vertritt die Interessen der belarussischen Opposition im Ausland.

Die Veranstaltung findet in Zusammenarbeit mit der Deutsch-Polnischen Gesellschaft Berlin und mit Unterstützung der Berliner Landeszentrale für Politische Bildung statt.

Bitte melden Sie sich unter folgender E-Mail-Adresse für die Veranstaltung an:

froesedpgb@gmail.com

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