Am 3. Mai 1791 wurde in Warschau eine Verfassung verkündet, welcher, als einem der ersten modernen Dokumente dieser Art, eine Vorreiterrolle zukam. Einige Monate vor der französischen und drei Jahre nach der Verfassung der Vereinigten Staaten von Amerika verabschiedet, griff die Verfassung vom 3. Mai Montesquieus Idee der Gewaltteilung und Rousseaus Konzept der Volkssouveränität auf.
Zugleich stand sie aber auch in der langen, bis ins 15. Jahrhundert zurückreichenden politischen Rechtstradition des Polnisch-Litauischen Staatenbundes, welche der individuellen Freiheit einen hohen Stellewert beimaß und sie vor willkürlichen Eingriffen seitens des Königs zu schützen gedachte. Sie stand damit in starkem Kontrast zur Herrschaftsform des Absolutismus, welche in den benachbarten Monarchien – Österreich, Preußen und Russland – praktiziert wurde.
Hier kann man sich registrieren: https://zoom.us/webinar/register/WN_43IaSLwXT_ezeXI-0Nr25A?fbclid=IwAR2brAl94ZYb8hBaupqUFGNBboGcu1Jgs1t60dSORLjpz0ASl6Vpq0MK0FM
Die Verkündung der Verfassung vom 3. Mai gilt in der polnischen Geschichtsschreibung als Ausgangspunkt der Bildung einer modernen polnischen politischen Nation. Über Generationen hinweg blieb die Maiverfassung ein Symbol des polnischen Strebens nach Freiheit, Unabhängigkeit und Gerechtigkeit. Nach Ende des kommunistischen Regimes wurde der 3. Mai in Polen erst 1990 wieder zum offiziellen Nationalfeiertag, seit 2007 auch in Litauen.
Das Pilecki-Institut Berlin, die Botschaft der Republik Polen in Wien, das Zentrum für historische Forschung der Polnischen Akademie der Wissenschaften in Berlin, das Polnische Institut Berlin – Filiale Leipzig, das Deutsch-Amerikanische Institut Sachsen und die Botschaft der Republik Litauen organisieren anlässlich des 230. Jahrestags der polnischen Maiverfassung eine virtuelle Podiumsdiskussion. In der Debatte werden Experten aus Polen, Litauen, Deutschland und den USA in vergleichender Perspektive unterschiedliche Facetten der Verfassung vom 3. Mai 1791 sowie der republikanischen Traditionen verschiedener Länder beleuchten.
Diskussion mit den Historiker:innen:
Prof. Jolanta Choińska-Mika (Universität Warschau)
Dr. Karsten Holste (Stipendiat der Friedrich-Christian-Lesser-Stiftung, Halle)
Prof. Piotr Ugniewski (Universität Warschau)
Prof. Alvydas Nikžentaitis (Litauisches Historisches Institut, Vilnius)
Prof. Patrice Dabrowski (Harvard Ukrainian Research Institute / Polish Institute of Arts and Sciences of America)
Moderation: Prof. Igor Kąkolewski (Zentrum für historische Forschung der Polnischen Akademie der Wissenschaften Berlin)
Veranstalter: Pilecki-Institut Berlin, Zentrum für historische Forschung der Polnischen Akademie der Wissenschaften Berlin, Botschaft der Republik Polen in Wien, Polnisches Institut Berlin – Filiale Leipzig, Deutsch-Amerikanisches Institut Sachsen und Botschaft der Republik Litauen