Deutsch-polnische Beziehungen (1939-1989) in der Dokumentarfotografie
Vortrag von Grzegorz Lityński als Finissage der Portrait-Ausstellung „Schriftsteller“ von Krzysztof Gierałtowski
Das Bild vom Anfang des Krieges kennt jeder: Deutsche Soldaten hebeln einen polnischen Grenzschlagbaum bei Danzig aus. Der Überfall auf Polen soll nach Spaziergang aussehen, die Soldaten sind guter Dinge, sie machen den Weg frei … Was oft nach spontaner Handlung aussieht, ist in Wirklichkeit von Fotografen und Berichterstattern sorgsam und langwierig gestellt. Bilder beeinflussen heute mehr denn je die Interpretation historischer Ereignisse. Bilder schreiben Geschichte, auch die deutsch-polnische Geschichte.
In dem Vortrag – der genau am 80. Jahrestag des deutschen Überfalls auf Polen stattfindet – werden einige ikonenhafte Fotografien der deutsch-polnischen Beziehungen vorgestellt, analysiert und in ihren Aussagen hinterfragt, darunter auch das bekannte Schlagbaum-Foto. Darüber hinaus beschäftigt sich der Visual-History-Kenner Grzegorz Lityński u.a. mit dem Bild des „Jungen vom Warschauer Ghetto“, mit Bildern der Vertreibung, dem Foto des Kniefalls von Willy Brandt (Warschau 1970) und der Versöhnungsmesse in Krzyżowa (Kreisau 1989).
Grzegorz Lityński ist Dokumentarfotograf und derzeit als Leiter des Aufbaustudiums der Reise-, Reportage- und Dokumentarfotografie an der Technischen Hochschule in Kattowitz tätig. Er beschäftigt sich mit der Geschichte der Fotografie und arbeitet an verschiedenen sozialen und politischen Themen und Langzeitprojekten u.a. dokumentierte er die Folgen des Bürgerkriegs auf Sri Lanka. Er ist Autor mehrerer Bücher über Fotografie. Lityński erhielt mehrere Preise für seine Werke, darunter auch durch den polnischen Staatspräsidenten. Seine Fotografien wurden in Medien in vielen Ländern publiziert und in vielen Ausstellungen gezeigt.