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Götz Lemberg. Oder-Cuts: Porträt einer Grenz.Fluss.Landschaft

Götz Lemberg. Oder-Cuts: Porträt einer Grenz.Fluss.Landschaft

Ausstellungeröffnung: Fr, 10.06.2022, 18:00 Uhr

Öffnungszeiten:
Dienstag bis Donnerstag und Samstag: 10:00 Uhr bis 18:00 Uhr
Freitag und Sonntag: 10:00 Uhr bis 16:00 Uhr

Im Strom der Oder spiegeln sich die seit Jahrhunderten ständigen Veränderungen unterliegende Natur und eine interessante, oft komplizierte, manchmal schwierige und immer noch emotionsgeladene Geschichte. Auf den beiden Ufern treffen sich die Peripherien der übernationalen dynastischen Verbindungen: der Piasten, Luxemburger, Hohenzollern und Habsburger. Die Vergangenheit und die Gegenwart des Oderlands, die Schickale der Einwohner sowie die sich gegenseitig durchdringenden Traditionen bilden einen eigentümlichen kulturellen Palimpsest.

Nach dem Beitritt Polens zur Europäischen Union hörte die Oder auf, eine Demarkationslinie, ein Fluss an den Peripherien zu sein; sie befand sich nun in der Mitte Europas als Fluss, der zwei Länder verbindet: Polen und Deutschland.

Die Oder – breit, majestätisch, langsam – umspannt wie die Wirbelsäule eines Organismus heutige polnische und deutsche Gebiete – die vorpommerschen und hinterpommerschen Felder, die großpolnischen und brandenburgischen Wiesen, die niederschlesischen und sächsischen Wälder – und verdeutlicht in ihrer Vielfalt die Homogenität der Landschaft. Seit Jahrhunderten als wichtiger Verkehrsweg bekannt, ist sie heute ein Paradies für Kanufahrer, während die entlang ihrer Ufer führenden Wege allgemein als Radlerparadies bezeichnet werden. Das Oderland überrascht stets mit seinem Naturreichtum, bietet nicht nur attraktive Naturerlebnisse, sondern auch eine Fülle an Zeugnissen menschlicher Aktivität, mannigfaltige zivilisatorische und kulturelle Ablagerungen.

Die Wanderung entlang des mittleren und unteren Oderlaufs, von der Mündung der Lausitzer Neiße zum Stettiner Haff, wurde zu einer künstlerischen Herausforderung für den in Frankfurt am Main geborenen, in Berlin lebenden Künstler Götz Lemberg, der sich gern mittels Lichtinstallationen und Fotografie artikuliert und originelle Porträts von zwei anderen Flüssen: Havel und Spree geschaffen hat. Das auf der Ausstellung präsentierte Porträt der Oder als Grenzfluss ist eine Begegnung mit der individuellen Sensibilität des Künstlers, seiner persönlichen Sicht auf Geschichte und Erinnerung, formuliert mithilfe von Bildern und künstlerischen Ausdrucksmitteln.

Nach umfangreichen Recherchen in der Region verbrachte der Künstler über zehn Tage auf einer Bootsfahrt von Eisenhüttenstadt nach Stettin. Er besuchte unter anderem das hanseatische Frankfurt an der Oder und dessen polnischen Vorort Słubice, den berühmten Fortifikationskomplex Festung Küstrin sowie die Festungsfront Oder-Warthe-Bogen, aber auch Lebus – eines der ersten Bistümer in der Mark; darüber hinaus Schwedt/Oder und Krajnik Dolny, Mescherin und Gryfino, die malerische Stadt Gartz und schließlich die Hafenstadt Stettin, wo die Gewässer der Westoder zu den inneren Meeresgewässern gehören. Alle Arbeiten, ohne den ihnen vom Autor zugeschriebenen genauen Standort, fügen sich zu einer eigenartigen Synthese der Oderlandschaft auf ihren beiden Ufern zusammen. Über 150 Werke wurden sorgfältig für die Stettiner Ausstellung ausgewählt – ein fotografisches Panorama des Flusses hat Mosaikcharakter, ist eine konstruierte Wirklichkeit, ein Spektakel der Illusionen.

Götz Lemberg spielt mit dem Betrachter, der Dialog des Künstlers mit dem Empfänger beschränkt sich nicht auf eine zeitgenössische, fotografische Interpretation der Tradition der europäischen Landschaftsmalerei. Sein Interesse gilt der gemeinsamen deutsch-polnischen Erinnerung, ihren verschiedenen Spuren und der Frage, auf welche Weise Geschichte die Gegenwart prägt, sich mit ihr verbindet, zu ihrem Teil wird. Die Fantasie des Betrachters unmerklich anregend, stößt Lemberg Diskussionen über die Einzigartigkeit der Landschaft des Oderlands an. Mit der Neugierde eines Entdeckers, der Ernsthaftigkeit eines Forschers, der Fähigkeit zu sehen und der Sensibilität eines Künstlers analysiert er den mitteleuropäischen Dialog zwischen dem Lokalen und dem Universellen. Er weist auf die visuellen Spuren verschiedener historischer, politischer, wirtschaftlicher, sozialer und mentaler Verstrickungen der Gegenwart hin und stellt Fragen nach der Identität der Region, provoziert Gedankenketten, die sich mit persönlichen Lebenserfahrungen der Betrachter decken. Indem er darauf verzichtet, seinen Werken Titel zu geben, weckt er Appetit auf ein grenzüberschreitendes Gespräch über die Oder, das heutige Grenzland und seine Bewohner.

Zur Ausstellung erscheint ein dreisprachiger (deutsch-polnisch-englischer) Katalog mit kritischen Beiträgen zu Götz Lembergs Werk und einem Gespräch mit dem Künstler, veröffentlicht in der Edition Braus Berlin. Im November 2022 wird die Ausstellung im Pommerschen Landesmuseum Greifswald eröffnet, im Frühling 2023 im Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte präsentiert und schließlich noch im Herbst des kommenden Jahres im Städtischen Museum in Breslau gezeigt.

Eine Ausstellung des Deutschen Kulturforums östliches Europa, realisiert in Zusammenarbeit mit Nationalmuseum Stettin.

Die Ausstellung findet im Rahmen des Jahresthemas 2022: Land in Sicht. POMMERN jenseits der Strände des Deutschen Kulturforums östliches Europa statt.

Mehr: https://www.kulturforum.info/de/termine/veranstaltungen/1023958-goetz-lemberg-oder-cuts-goetz-lemberg-albo-odra

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