Zum Inhalt springen

Hitlers Kunsträuber. Kajetan Mühlmanns Raubzug durch das Generalgouvernement

Hitlers Kunsträuber. Kajetan Mühlmanns Raubzug durch das Generalgouvernement

„Ist der Zweite Weltkrieg vorbei? Natürlich. Aber die Folgen des Krieges begleiten uns immer noch. Wir haben unter anderem das Problem der gestohlenen Kulturgüter immer noch nicht gelöst. Das ist ein aktueller Anlass zur Melancholie.“ schrieb Mateusz Fałkowski vor einigen Jahren. Nach dem Überfall auf Polen 1939 begann ein bislang beispielloser Kunstraub im Generalgouvernement – geplant, systematisch und brutal durchgeführt. Im Mittelpunkt: der österreichische Kunsthistoriker Kajetan Mühlmann, der im Auftrag Hermann Görings zur zentralen Figur des nationalsozialistischen Kunstraubs in ehemals polnischen Gebieten wurde.

Dr. Michael Wladika, Provenienzforscher und Historiker aus Wien, beleuchtet in seinem Vortrag Mühlmanns Rolle als „Sonderbeauftragter“ für die Sicherung von Kunst- und Kulturgütern, seine organisatorische Vorgehensweise, sowie die ideologischen und juristischen Konstrukte, mit denen die Plünderung gerechtfertigt wurde. Anhand eines konkreten Fallbeispiels wird die skrupellose Praxis der Beschlagnahmungen, Klassifizierungen und Verhöre greifbar gemacht – ein Kapitel der Geschichte, das bis heute nachwirkt.

Hitlers Kunsträuber. Kajetan Mühlmanns Raubzug durch das Generalgouvernement

01.07, 18.00 | Pariser Platz 4A, 10117 Berlin | Anmeldung: https://forms.gle/7gCqJnYzNYFYeozj6

Die Veranstaltung ist als Ankündigung und Einführung in eine neue, bald beginnende Reihe mit dem Titel „Erinnerungsverantwortung und Provenienzforschung“ zu verstehen.

Die von den Nationalsozialisten geraubten Kulturgüter markieren zugleich Erinnerungslücken – Lücken, die benannt und gefüllt werden müssen. Der Provenienzforschung kommt daher eine besondere Verantwortung zu: Sie soll nicht nur diese Lücken schließen, sondern auch Synergien mit der Public History im öffentlichen Diskurs nutzen, um die Geschichten und Schicksale der geraubten Objekte sichtbar und neu erlebbar zu machen. In der geplanten Vortragsreihe „Erinnerungsverantwortung und Provenienzforschung“ sollen ausgewählte Fallbeispiele mit dem Schwerpunkt Polen erzählt werden.

Empfang von Schauspielern durch Goebbels, mit Gertrud Seyß-Inquart, Mühlmann und Paula Wessely, in der Wiener Hofburg am 30. März 1938 (C) Wikicommons

Nach seiner Entlassung aus dem Ministerium in Wien wegen pro-österreichischer Haltungen, wurde Mühlmann von Hermann Göring zum „Sonderbeauftragten für die Sicherung der Kunst- und Kulturgüter in ehemals polnischen Gebieten“ ernannt. Im von Hitler geschaffenen Generalgouvernement organisierte er – aufgeteilt in streng verwaltete Bezirke – den gezielten Raub tausender Kunstwerke aus Museen, Kirchen und Privatsammlungen. Die Objekte wurden systematisch klassifiziert, wobei besonders wertvolle Stücke persönlich Hitler in Fotoalben zur Auswahl vorgelegt wurden.

Deutsche Soldaten bei einer Gemäldeausstellung im Nationalmuseum in Krakau. © The National Digital Archives

Opfer dieses „gezielten Kunstraubs“ oder „Kunstraubs mit System“ der Nationalsozialisten waren unzählige Kunstgegenstände, Archivalien, Bücher aller Art, Kulturgüter sowie zahlreiche Alltagsgegenstände der jüdischen Bevölkerung, aber auch von Häftlingen der Konzentrationslager und des polnischen Staates. Mit äußerster Brutalität bei den Verhören konnten die von den Polen angelegten Verstecke aufgespürt werden. Die entgegen der „Haager Landkriegsordnung“ durchgeführte Beraubungsaktion wurde durch zwei Verordnungen des Generalgouverneurs Hans Frank, mit denen der gesamte polnische Kulturbesitz aus öffentlichen Einrichtungen, privaten Sammlungen und der Kirche beschlagnahmt wurde, „sanktioniert“. Am 18. Dezember 1945 sagte Kajetan Mühlmann im Kriegsverbrecherprozess in Nürnberg unter Eid aus, dass die Kunstgegenstände im Falle eines deutschen Sieges nicht in Polen geblieben, sondern „zur Vervollständigung des deutschen Kunstbesitzes verwendet worden wären“.

Symbol News-Alert

Bleiben Sie informiert!

Mit dem kostenlosen Bestellen unseres Newsletters willigen Sie in unsere Datenschutzerklärung ein. Sie können sich jederzeit austragen.