Deutsches Polen-Institut e.V.: Zum Buch: Die winzige Wohnung in der Goldhammerstraße platzt aus allen Nähten: Nathan Stramer, seine Frau Rywka und ihre sechs Kinder schlagen sich so durch. Nathan hat sein Glück zu Beginn des Jahrhunderts in New York gesucht und ist nach einigen erfolglosen Jahren wieder in seine Heimatstadt Tarnów zurückgekehrt. Sein Geschäftssinn ist so ungebrochen wie trügerisch – Tausende Kerzen, leider ohne Dochte, dann der Wagen voll Kolophonium, wie hätte er ahnen können, dass es so wenige Geiger gibt in Tarnów?
Nebenbei versucht er, seine sechs Kinder auf den Weg zu bringen. Aber die Kinder haben ihre ganz eigenen Wege im Sinn. Und während Nathan sich in die nächste Geschäftsidee versteigt, die ihnen endlich den Umzug in die Neue Welt, das elegante jüdische Viertel mit den Buntglasfenstern und den verzierten Erkern bringen soll, wachsen die Kinder heran. Die Zeiten werden härter, der wachsende Antisemitismus der Zwischenkriegszeit vergiftet die gesellschaftliche Atmosphäre immer stärker. Mit dem Einmarsch der Deutschen in Polen scheint das Ende der Familie vorgezeichnet.
Sensibel und mitreißend erzählt Mikołaj Łoziński in einem opulenten Roman vom jüdischen Schicksal im 20. Jahrhundert am Beispiel der Stramers, einer Familie, die sich nicht unterkriegen lässt, von ihren Hoffnungen, Träumen und Reibereien – und von einer berührenden Verbundenheit in sich verdunkelnden Zeiten.
Die Lesung findet im Rahmen der Ausstellung „Meine jüdischen Eltern, meine polnischen Eltern“ statt.
Herzliche Einladung zur Lesung mit Mikołaj Łoziński über sein Buch „Stramer. Ein Familienroman“.
Freitag, 15. Oktober 2024, 19 Uhr
Deutsches Polen-Institut, Residenzschloss Darmstadt, Karl-Dedecius-Saal
Moderation: Renate Schmidgall
Bild: Rafał Komorowski – Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0