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filmPOLSKA-Spezial: Kunst im Kino

filmPOLSKA-Spezial: Kunst im Kino

Das unzähmbare Bedürfnis nach neuen Visionen. Experimentalfilm in Polen
Das dreitägige Film- und Videoprogramm schlägt einen weiten Bogen von den Dreißiger- bis zu den Neunzigerjahren

Veranstaltung im Rahmen des 17. filmPOLSKA Polnisches Filmfestivals

22.–29.06.2022 / Berlin & Potsdam

Mehr: https://instytutpolski.pl/berlin/17-filmpolska/

In Polen hat sich nie eine geschlossene Experimentalfilm-Szene entwickelt, so wie dies in anderen europäischen Ländern wie beispielsweise England oder Frankreich der Fall war. Die Filmhochschule in Łódź war für sie mit Sicherheit ein wichtiger Ort, wo u. a. Jerzy Bossak, Mieczysław Waśkowski oder das Atelier für Filmische Formen (Warsztat Formy Filmowej) – das sich konsequent auf das Medium Film, seine Materialität und seine Form konzentrierte – ihre Experimente zur Blüte bringen konnten.

Auffällig ist jedoch, dass in Polen eine große Zahl von Experimenten mit dem Medium Film (und später dem Video) im Kunst-Kontext entstand. Eben diese Tendenz wird den Schwerpunkt des diesjährigen Programms von „Kunst im Kino“ ausmachen. So wurde beispielsweise Anfang der Siebzigerjahre im Bereich der kontextuellen Kunst der Film intensiv genutzt, um sich mit künstlerischen Fragestellungen auseinanderzusetzen. Allerdings hatte seine Verwendung hier vorrangig episodischen, bisweilen nur einmaligen Charakter. Ende der Achtzigerjahre gerät die klassische Filmrolle nahezu in Vergessenheit, denn die Videotechnik betritt die Arena – und mit ihr völlig neue Möglichkeiten.

Wenn wir die Geschichte der polnischen Bewegtbild-Experimente erzählen wollen, dürfen wir keinesfalls ihre ersten Schritte in den Dreißigerjahren aussparen, die mit dem Verein „Start“ verbunden sind. Der damals so genannte „künstlerische Film“ (film artystyczny) stieß in literarischen Kreisen auf großes Interesse. Leider sind aus dieser Phase nur wenige Werke erhalten geblieben. [Lawinia Rate, Übs. Rainer Mende]

Programm 1: Der künstlerische Film. Cinephilie in den Dreißigerjahren

23.06. / 19:30 / Wolf Kino / zu Gast: Małgorzata Sady / Moderation: Lawinia Rate

Zu Beginn der Dreißigerjahre gründete sich in Warschau der Verein „Start – Vereinigung von Liebhaber*innen des künstlerischen Films“. Er wendete sich entschieden gegen kommerzielle Filmproduktionen und setzte seine Hoffnung vielmehr auf ambitionierte, künstlerisch geprägte Filmwerke. Es entstanden Programme mit künstlerischen Filmen, welche in Kinos in ganz Polen gezeigt wurden und dort auf nicht geringes Interesse stießen. [Lawinia Rate, Übs. Rainer Mende]

Dzisiaj mamy bal / Tonight We Are Having a Ball
R: Tadeusz Kowalski & Jerzy Zarzycki, PL 1932, 7 min, OmdU

OR – Obliczenia rytmiczne / Rhythmic Calculations
R: Jalu Kurek, PL 1933, 4 min, OmdU

Przygoda człowieka poczciwego / Adventures Of A Good Citizen
R: Franciszka & Stefan Themerson, PL 1937, 8 min, OmeU
[© Franciszka & Stefan Themerson & LUX]

The Eye And The Ear
R: Franciszka & Stefan Themerson, UK 1944, 10 min, engl. OF
[© Franciszka & Stefan Themerson & LUX]

Programm 2: Film, Kontext und Konzept. Die Siebziger- und Achtzigerjahre

28.06. / 19:30 / Wolf Kino / Moderation: Lawinia Rate

In den Siebziger- und Achtzigerjahren wurde in Polen der Film als künstlerisches Werkzeug entdeckt. Zelluloid war beispielsweise hochinteressant für die Szene, die sich mit Konzeptkunst beschäftigte. Auf der künstlerischen Landkarte Polens sticht vor allem Wrocław mit seinem speziellen Ansatz der kontextuellen Kunst heraus. Hier wurde das Medium Film äußerst intensiv genutzt. Aber nicht nur in Wrocław war die Faszination für den Film groß. [Lawinia Rate, Übs. Rainer Mende]

Caprice 2
R: Jolanta Marcolla, PL 1975, 5 min, ohne Text

Czapka / Cap
R: Jolanta Marcolla, PL 1975, 5 min, ohne Text

Reakcja wymuszona / Forced Response
R: Jolanta Marcolla, PL 1976, 4 min, ohne Text

Dialog / Dialogue
R: Anna Kutera, PL 1973, 5 min, OmdU

A Mirror
R: Romuald Kutera, PL 1974, 2 min, ohne Text

Tu / Here
R: Romuald Kutera, PL 1975, 7 min, ohne Text

Przejawy / Indications
R: Ewa Zarzycka, PL 1980, 10 min, OmdU

Żółty film / Yellow Film
R: Irena Nawrot, PL 1985, 4 min, ohne Text

Pusty kieliszek / Empty Glass
R: Irena Nawrot, PL 1987, 4 min, ohne Text

Programm 3: Neue (Video-)Visionen. Die Achtziger- und Neunzigerjahre

29.06. / 19:00 / Wolf Kino / zu Gast: Barbara Konopka / Moderation: Lawinia Rate / anschl. Musik-Performance

Die Ausbreitung der Video-Technologie bewegte viel in der Welt der Kunst. Das gilt nicht nur für ästhetische Aspekte, auch technisch eröffnete sie völlig neue Möglichkeiten. Die Film-Montage benötigte einen Schneidetisch, Videos konnten am Computer geschnitten werden. Das Video veränderte einerseits die Wahrnehmung des Bewegtbildes, andererseits aber auch das Verhältnis zwischen dem technischen Gerät und der Körperlichkeit der Künstler*innen. [Lawinia Rate, Übs. Rainer Mende]

Względne cechy podobieństwa / Relative Similarities
R: Izabella Gustowska, PL 1982, 5 min, ohne Text

99
R: Izabella Gustowska, PL 1987, 15 min, OmdU

Epitafia / Epitaphs
R: Anna Baumgart, PL 1997/98, 4 min, ohne Text

Matka / Mother
R: Anna Baumgart, PL 1998, 10 min, OmeU

Interferencje / Interferences
R: Barbara Konopka, PL 1985, 4 min, ohne Text

Drobne lęki, jakieś dzwięki / Small Fears, Some Sounds
R: Barbara Konopka, PL 1994, 4 min, ohne Text

Binary Notes
R: Barbara Konopka, PL 1998, 4 min, OmeU


Das Programm „Kunst im Film“ wird organisiert mit Förderung von Polski Instytut Sztuki Filmowej (Polnisches Filminstitut / PISF) und freundlicher Unterstützung von Filmoteka Narodowa – Instytut Audiowizualny (Nationale Filmothek – Audiovisuelles Institut / FINA), LUXMuzeum Sztuki w Łodzi (Kunstmuseum Łódź) und Muzeum Sztuki Nowoczesnej w Warszawie (Museum für zeitgenössische Kunst in Warschau).

Kuratorium „Kunst im Kino“: Anna Baumgart (Reihen-Kuratorin) & Lawinia Rate (Gastkuratorin)

Der Film OR – Obliczenia rytmiczne / Rhythmic Calculations von Jalu Kurek wurde mit Mitteln der EU, im Rahmen des Projekts „Digital Sharing of Resources of Muzeum Sztuki in Łódź“, und des polnischen Ministeriums für Kultur und Nationales Erbe digitalisiert. Kollektion: Muzeum Sztuki in Łódź

 

Foto: “Dzisiaj mamy bal / Tonight We Are Having a Ball” (Tadeusz Kowalski & Jerzy Zarzycki, 1932) © Filmoteka Narodowa – Instytut Audiowizualny
Grafikdesign: filmPOLSKA

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